Es gibt Dinge im Leben, die scheinen im ersten Moment so unwahrscheinlich, dass man sie zunächst gar nicht glauben mag. Mir ist bei der Recherche für diesen Beitrag aufgefallen, dass ich in drei Jahren sage und schreibe bereits 20 Jahre lang eine so genannte Listenhund-Halterin bin. Ich kann das gar nicht fassen wie schnell die Zeit vergeht und im selben Moment ist es einfach so unfassbar, dass es nach dieser langen Zeit immer noch Leute gibt, die immer noch das Märchen vom bösen Kampfhund glauben.
Wie oft habe ich mir in den ganzen Jahren vor der Dummheit einiger Mitmenschen am liebsten an den Kopf gefasst. Wie oft habe ich am Verstand mancher Menschen gezweifelt.
Liebe Leute, mal ganz ehrlich, wie wahrscheinlich ist es, dass sich eine durchschnittliche Familie, junge oder alte Menschen einen nachweislich gefährlichen Hund ins Haus holen würden? Ihr müsst doch langsam mal realisieren, dass es sinnvoll sein kann sich selbst seine eigene persönliche Meinung zu bilden und nicht immer nur eine vorgekaute Meinung nachzuplappern.
Und ja, es gibt gefährliche Hunde, die wir als Durchschnittsbürger jedoch nie zu sehen bekommen.
Sie werden dort, wo es wenige mitbekommen zu dem gemacht was sie dann letztendlich sind. Wenn sie dann ausgedient haben, werden sie entsorgt. So einfach wird das gehandhabt. Diese Hunde, sind jedoch nicht von Geburt an böse. Sie werden so, weil das andere Ende der Leine, nämlich dieses Klientel, dafür sorgt, indem sie die Hunde dementsprechend behandeln und bereits bei der Zucht selektieren. Die Hunde werden dazu fürchterlich misshandelt und trainiert tagein tagaus bis sie nicht mehr können außer den Weg nach vorne zu gehen. Das Schlimme daran ist, auch diese Hunde wollen ihrem Menschen gefallen und tun dann alles für diesen, auch zu sterben. Eben weil sie ihrem Menschen so ergeben sind.
Für viele Menschen sind sie einfach nur die Listenhunde. Schublade auf. Schublade zu. Fertig.
Meinen ersten Staffordshire Terrier Mischling habe ich im Jahr 2001 adoptiert als gerade die Hundeverordnungen der einzelnen Bundesländer ins Leben gerufen worden. Er hieß Francis, war sehr muskulös und wog knapp 40kg. Ich fand ihn im Tierheim sofort sympathisch und die Rasse war für mich von Anfang an Nebensache. Er hatte sein Zuhause verloren, weil sein Besitzer drogenabhängig war und somit als unzuverlässig galt. Francis wurde mein Ein und Alles. Er war ein sehr ausgeglichener Hund.
Mit Leroy zog im Jahr 2013 nicht nur rein äußerlich gesehen ein anderer Hund ein, auch vom Charakter her ist er gänzlich anders. Leroy ist eine kleine sensible Elfe.
In den ganzen Jahren gab es nie einen Tag an dem ich es bereut habe einen Listenhund adoptiert zu haben.
Ganz egal, ob ich nun an Vergangenes mit Francis denke oder an Aktuelles mit Leroy. Es gibt aber eine bestimmte Sorte von Menschen, die ich nie verstehen werde und es sind Situationen, die ich bis zum heutigen Tag nicht nachvollziehen kann. Es sind Menschen, die Hunde wie meinen Leroy aufgrund seines Aussehens in eine Schublade stecken. Dabei kann Leroy sich so nett und freundlich geben wie er will. Es gibt Leute, die sind so voller VOR-URTEILE, dass sie diese Freundlichkeit nicht sehen wollen. Ich hatte die Situation erst letztens. Da hat sich jemand geweigert wegen Leroys Rassezugehörigkeit in unseren Empfangsbereich unserer Firma einzutreten.
So traurig das bereits ist. Es geht ja immer noch krasser! Es bleibt nicht bloß beim Schubladendenken. Oftmals sind es genau diese Personen, die derart manipuliert sind, dass sie Angst haben vor den so genannten Kampfhunden und es gleichzeitig lustig finden, wenn ein nach Hundegesetz nicht gefährlicher Rassehund sie knurrt und anbellt. Das habe ich selber schon erlebt. Diese Menschen lachen herzhaft und sie ignorieren sogar das Verhalten dieses Hundes. Und an dieser Stelle frage ich mich. Was läuft hier falsch? Kann man allen Ernstes denken, dass ein Hund, weil er einer anderen Rasse zugehört potentiell nicht gefährlich ist? Ich meine, ein Hund, der so reagiert benötigt Hilfe und vor allem die Unterstützung seines Besitzers.
Ohne jetzt verallgemeinern zu wollen, doch in der Vielzahl sind das Hunde, die schlicht und einfach mit der Situation überfordert sind und an dessen Stelle der Besitzer vorher aktiv werden sollte, damit der Hund sich nicht verantwortlich fühlt und nach vorne geht.
Das ist doch irre! Die in der Mehrzahl sehr gut erzogenen Listenhunde werden vorverurteilt und über andere „nicht unter das Gesetz fallende Hunde“, die sich nicht neutral verhalten, knurren oder bellen, wird gelacht.
Liebe Leute, die auch uns Hundehalter von Listenhunden vorverurteilen in dem ihr so über unsere Hunde redet, denkt mal über folgendes nach: Wir haben ein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt, einen Sachkundenachweis abgelegt, mit unserem Hund einen mehrstündigen Wesenstest absolviert, und ihr meint, wir hätten keine Vorzeigehunde!
Eines ist mir auch noch einmal wichtig klar zu stellen. Ich rede nun nicht von nachvollziehbarer Angst. Wenn Menschen schon einmal von einem Hund gebissen wurden. Ich muss an dieser Stelle sogar ganz deutlich sagen, dass in der Vielzahl genau diese Menschen sich einfacher therapieren lassen als solche, die total verbohrt sind.
Wie muss ein Mensch gestrickt sein, um so dummes Zeug zu glauben, dass ganze Hunderassen bösartig und unberechenbar sind? Hat das mit Engstirnigkeit zu tun oder ist Dummheit?
Eines kann man getrost sagen. So manche Gemeinde verdient ganz ordentlich an diesen Hunderassen und wenn sie am Märchen vom bösen Kampfhund festhält…
Was habt ihr denn schon so erlebt? Erzählt uns doch davon.
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